Theater-AG feiert mit „Der schwarze Abt" eine gelungene Premiere

Ein altes Schloss in den englischen West Midlands, eine verfallene Abtei, ein mystischer Schatz samt meuchelndem Gespenst und allerhand dubioser Gestalten: Zumindest die dramaturgischen Rahmenbedingungen schienen wie gemacht für einen spannenden Theater-Abend, als die Theater-AG „Zitronensorbet" der Willy-Hellpach-Schule am Freitag zu ihrer Premiere von „Der schwarze Abt" nach Edgar Wallace einlud.

Das Wetter hätte für die Vorstellung allerdings kaum schlechter sein können. Schließlich erinnerte bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein nur wenig an die nebligen Nächte voller Gefahren und Verbrechen, wie sie in den Geschichten des englischen Schriftstellers Edgar Wallace erlebbar waren.

In seiner 1926 veröffentlichten Erzählung dreht sich alles um Fossaway Castle, das jahrhundertealte Anwesen der englischen Adelsfamilie Chelford. Seit einer der Grafen vor knapp 700 Jahren den Abt von Chelfordbury erschlug, soll das Opfer durch die unterirdischen Gewölbe der inzwischen verfallenen Abtei spuken. Zudem wird dem als „schwarzer Abt" bekannten Gespenst nachgesagt, den sagenumwobenen Schatz von Graf John dem Geizigen zu bewachen, nach dessen Versteck seine Nachkommen seither verzweifelt suchen. Doch auch andere Protagonisten ruft die Aussicht auf Reichtum und ewigen Leben auf den Plan.

In der Folge entspinnt sich ein mörderisches Ränkespiel, bei dem alle Beteiligten ihre Geheimnisse haben und die ersten Todesfälle nicht lange auf sich warten lassen.
Regisseurin Maike Lührs vollzog bei der Besetzung zwei ungewöhnliche Schachzüge. Die alte Schlossherrin Lady Chelford wurde von einem Schüler (Kai Bender) gespielt, ihr geisteskranker Sohn Harry Chelford sowie sein Alter Ego Dick Chelford wiederum wurden von einer weiblichen Darstellerin (Maggy Duschl) verkörpert. Eine interessante Idee, die beiden Schauspielern zweifelsohne einiges abverlangte. (...).

Wer die berühmte Verfilmung von 1963 vor Augen hatte, bemerkte einige Unterschiede. Anders als das cineastische Drehbuch orientiert sich die Theateradaption von Matthias Hahn wieder näher am Ursprungsroman – mit drastischen Folgen für den Plot sowie das Fortleben einiger Beteiligter. Für die Aufführung an der Willy-Hellpach-Schule darf dieses Zurück zum Original als echter Glücksfall gelten, fällt das neugierig-schreckhafte Dienstmädchen Mary Wenner (überzeugend gespielt von Alejandro Gutierrez) doch somit nicht dem schwarzen Abt zum Opfer, sondern gewinnt im Laufe des Stücks zunehmend an Bedeutung und Sprechzeit. Andere Protagonisten hatten weniger Glück. Direkt auf der Bühne erlebt neben Fabriana Gilder (Sarah Milia) und Arthur Gine (Lukas Lowack) schließlich auch der mordende Harry Chelford sein jähes Ende.

Der ganz große Nervenkitzel blieb zwar aus, dennoch konnte das Stück nach einigen Wendungen ein Happy End präsentieren. Von all den Zwischenfällen unbeeindruckt nahm Inspektor Bliss (hervorragend: Christoph Plottke) das Publikum mit Witz und Charme für sich ein und löste das Rätsel rund um den Schatz (gefunden) und den schwarzen Abt (erfunden) (...)
Quelle: RNZ, 08. Juli 2015

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